Forum

Audio-Podcast: 7:18 min.


Kennen Sie… das Forum?

Das Forum ist der zentrale Kommunikationsort der Universität Trier. Seit Beginn der Planungen des ersten Architekten Friedrich Spengelin ist ein Teil der Fläche des Universitätsgeländes als langestreckte Interaktionszone vorgesehen. Diese soll die räumliche Verbindung von universitären und öffentlichen Einrichtungen wie zum Beispiel auch Geschäften herstellen. Spengelin projektiert hierein einen Marktplatz beziehungsweise Hauptplatz im Kern des Campusgeländes – als Kommunikationsort mit angelagerten Gemeinschaftsfunktionen. Vorgesehen ist eine organische Platzgestaltung unter Einbindung mehrerer Kunstwerke.

In den späteren Planungen wird aus dem Marktplatz inmitten des Interaktionsbandes das zentrale Forum. Zwischen 1978–1986 erstellen die Architekten des Staatlichen Hochbauamtes Trier das markante Zentrum der Campusuniversität Trier.

Von hier aus sind die zentralen Einrichtungen wie Bibliothek, Audimax, Mensa und Fachbereichsgebäude zu erreichen. Öffentliche Einrichtungen wie Geschäfte oder auch Wohneinheiten gibt es hier entgegen der Planung Spengelins nicht. Statt einer Verknüpfung von „neuer Stadt“ und „neuer Universität“ ist schließlich eine Campus-Universität entstanden, die rein universitäre Einrichtungen inmitten eines Landschaftskonzepts realisiert.

Vom Forum aus lassen sich fußläufig das C-Gebäude, der Mensa/Audimax-Komplex, die Bibliothek und das A/B-Gebäude erreichen. Weiterhin führen Treppenabgänge und Wege zum Haupteingang des V-Gebäudes und den im Lauf der Jahre zusätzlich entstandenen Gebäuden im Campuspark, wie beispielsweise zum Studihaus oder zum Drittmittelgebäude.

Besonders an der Architektur des Forums ist die Verteilung verschiedener Funktionen auf verschiedene Ebenen. Auf einer unteren Ebene befinden sich Straßen, die von Autos, LKW, den Stadtbussen und Fahrr ädern genutzt werden. Hier erfolgt der Lieferverkehr über den Campus und direkt unterhalb des Forums halten die Linienbusse des öffentlichen Nahverkehrs. Die obere Ebene ist den Fußgängern vorbehalten. Zahlreiche Sitzgelegenheiten und auf der Fläche verteilte Kunstwerke laden zu Gedankenaustausch und Kommunikation ein. Eine dritte Ebene mit geplanter in der Luft verkehrender Kabinenbahn als Verbindung zur Innenstadt ist nicht realisiert. Die Entflechtung der Verkehrswege und die Abwicklung des Verkehrs auf mehreren Ebenen haben ihren Ursprung in Modellen aus den zwanziger Jahren des 20. Jahrhunderts. Unter anderem Ludwig Hilberseimer und Le Corbusier haben dies entwickelt und sind bis in die 1970er Jahre wichtige Ideengeber für die urbane Stadtplanung.

Wesentlich und stilprägend für das Forum der Universität Trier ist dessen geografische Lage. Eine planerische Vorgabe ist die Einbindung in das Landschaftskonzept des Campusgeländes. Es ist gewünscht, immer mal wieder den Blick in die abfallenden Hügellandschaften schweifen lassen zu können. Dies ging einher mit den seit den 1970er Jahren wiederentdeckten Prinzipien der Landschaftsparkgestaltung, in der Blickachsen und Points de vue gebildet werden. Prominente Vorbilder sind beispielsweise der Bamberger Domplatz, der Friedrichsplatz in Kassel oder auch der Olympiapark in München.

Am Forum der Universität Trier wird zwischen Mensa und Verwaltungsgebäude eine regelrechte Aussichtsplattform geschaffen. Von hier aus hat man einen weitreichenden Blick – zuerst über die künstliche Wasserlandschaft von Hubert Benatzky mit kleinen Wasserläufen und größeren Wasserflächen zwischen den Gebäuden. Schaut man weiter in die Landschaft herein, entdeckt man bei guter Sicht den Einschnitt des Moseltals und die dahinterliegenden Hänge des Eifelplateaus. An vielen Stellen erlauben konkav geschwungene, verglaste Brüstungen einen ungehinderten Ausblick in die Natur. Damit passt sich das Forum in seiner organischen Form der Landschaftskonzeption an – die Uni Trier ist genau auf dem Forum stehend unmittelbar als Campusuniversität inmitten eines Campusparks erlebbar.

Das Forumsplateau selbst wird nach einem Wettbewerb von Emil Otto Konrad Simon gestaltet. Er hat die Aufgabe, Kunst und Architektur auf der Basis des schon bestehenden Entwurfs zu integrieren. Dieser Entwurf sieht eine schüsselartige Vertiefung im Mensavorplatz vor, die künstlerisch so gestaltet werden soll, dass sie mit der Forumsarchitektur in Einklang gebracht werden kann. Der Rundplatz basiert auf den vorhandenen Baumaterialien und ist zugleich als Sitzlandschaft zu nutzen. Eine Plastik soll zudem die Entwicklung Platzebene – Relief – vollplastische Gestaltung verdeutlichen.

Der runde Platz mit seiner Kreispflasterung ist eine gewollte Zäsur im Durchgangsbereich der Fußgängerebene. Bewusst gestaltet ist das Wechselspiel von hohen und flachen Granitblöcken in naturnah wirkender Oberflächengestaltung. Diese Stufen laden sowohl zum Verweilen als auch zum Begehen ein. Die zweifach gestufte Anlage ist mit einem radialkonzentrisch angeordneten Pflaster aus dunkelgrauem Diorit versehen. Breite Granitplattenbänder durchziehen den Bereich diagonal. Sie werden durch Natursteinblöcke akzentuiert, die bei gleicher Breite unterschiedliche Quaderhöhen haben. Scheinbar zufällig sind sie angeordnet, besitzen aber dennoch eine durchgestaltete Oberfläche.

In dem skulpturalen Forum platziert Simon zwei in Opposition stehende 50 bzw. 130 cm großen Skulpturen aus verputztem, poliertem und patiniertem Bronzeguss. Die größere der beiden Bronzen ist auf einer Rundstütze südlich des Rotundenzentrums befestigt, die andere auf der angeschnittenen und polierten Fläche eines sechs Kubikmeter großen Findlings am Ausgang des Forums zur Bibliothek. Die beiden abstrahierten Bronzeköpfe stellen eine Blickachse her, welche die Höhenunterschiede akzentuiert. Durch das Wechselspiel von hohen und flachen Natursteinblöcken wird in Verbindung mit dem abgestuften Rondell ein Ort geschaffen, dessen Höhen- und Tiefenprofil passend zur markanten Topographie der Campusanlage erscheint. Zugleich weisen sie zusammen mit dem großen Findling auf den in der Nähe beginnenden Weg der Monolithe.

Alle Kunstwerke des Campus I und des Campus II sind am besten zu entdecken mit der App „KunstCampus“ oder dem Faltplan auf der Website der Universität. Hier erfährt man die genauen Orte, Wissenswertes zu den Künstlern und deren Ideen.

 

Die Informationen zu diesem Podcast entstammen zum größten Teil den Aufsätzen von Marius Heiduck, Matthias Roeder und Bernd Nicolai aus dem Band: Auf der grünen Wiese. Die Universität Trier. Architektur. Kunst. Landschaft, Trier 2004. Zur Vertiefung sei das Buch wärmstens empfohlen!

Teile Architektur-Geschichte!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert